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Immunsystem: Was passiert im Körper bei einer Allergie?
Wer häufig eine Erkältung hat, sollte sein Immunsystem stärken, damit Krankheitserreger effektiver abgewehrt werden können. Aber wie funktioniert dieses hochkomplizierte Abwehrsystem überhaupt und was genau passiert im Immunsystem bei einer Allergie?
Was ist das Immunsystem?
Als Immunsystem bezeichnen Mediziner unser körpereigenes Abwehrsystem, das aus Organen, Zellen und Proteinen besteht. Die Körperabwehr ist ein sehr komplexes Meisterwerk der Natur, denn hier greift eine Vielzahl an Funktionen und Abläufen ineinander, um den Organismus gesund zu halten und vor Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten zu schützen. Selbst Wissenschaftler entdecken immer wieder neue Zusammenhänge und haben noch längst nicht alle Mechanismen des Immunsystems erforscht, an denen unzählige Zellen und Proteine beteiligt sind.
Einfach erklärt besteht das Immunsystem aus zwei Teilen: aus der angeborenen, unspezifischen Abwehr und der erworbenen, spezifischen Abwehr. Beide übernehmen unterschiedliche Aufgaben, die gemeinsam ein schwer zu schlagendes Schutzsystem gegen Krankheitserreger bilden:
- angeborene Immunabwehr: Von Geburt an sind wir mit einem Grundschutz ausgestattet. Etwa 90 Prozent der Abwehrarbeit erledigt die unspezifische Abwehr, zu der die Schleimhäute, die Haut, Abwehrzellen und spezielle Eiweiße zählen. Es reagiert grundsätzlich auf alle Erreger gleich.
- erworbene Immunabwehr: Für die Feinarbeit kommt die spezifische Abwehr mit ihren spezialisierten Leukozyten (unterteilt in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten) ins Spiel. Denn erst nach der Geburt baut sich das Immunsystem weiter auf und lernt mit jedem Erregerkontakt dazu. Für jeden Erreger - ob Virus, Bakterium, Pilz oder Parasit - wird ein individueller Abwehrmechanismus gebildet, der in Zukunft beim erneuten Kontakt wieder in Gang gesetzt wird.
Wie ist das Immunsystem aufgebaut?
Das Immunsystem wird aktiv, sobald ein Erreger auf die erste Abwehrbarriere des Körpers trifft. Unser Körper verfügt über verschiedene äußere Barrieren, die ein unerwünschter Eindringling erst einmal überwinden muss. Dazu zählen Haut, Schleimhäute, Flimmerhärchen, Tränenflüssigkeit, Speichel und Magensäure. Tränenfluss, vermehrte Bildung von Nasensekret und Niesen sind die ersten Abwehrreaktionen des Immunsystems, damit ein Erreger gar nicht erst in den Organismus gelangen kann.
Ist es einem Eindringling gelungen, die physische Schutzbarriere an Haut oder Schleimhäuten zu durchbrechen, treten die Leukozyten in Aktion. Hierfür kommen verschiedene Immunzellen ins Spiel:
- Die B-Lymphozyten, auch B-Zellen genannt, sind für die humorale Immunantwort zuständig, indem sie in Flüssigkeiten wie Blut, Lymph- und Gewebsflüssigkeiten Antikörper produzieren.
- Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Immunsystems sind die T-Lymphozyten oder auch T-Zellen genannt, spezielle weiße Blutkörperchen, die im Knochenmark gebildet werden. Sie sind für die zelluläre Immunreaktion zuständig, indem sie erkrankte Zellen erkennen und unschädlich machen. Außerdem übernehmen sie die Kommunikation zwischen Botenstoffen und Zellen.
Des Weiteren gehören Botenstoffe wie Interleukine (IL) oder Interferone (IF) zu einem gesunden Immunsystem. Histamin ist einer dieser Botenstoffe, der bei einer allergischen Reaktion [https://www.polli-allergie.de/symptome/ allergische-reaktion/] aus den Mastzellen freigesetzt wird.
Welche Rolle spielen Antikörper?
Antikörper, auch Immunglobuline (Ig) genannt, sind Proteine, die von den B-Lymphozyten als Immunantwort auf Erreger gebildet werden, um die Eindringlinge unschädlich zu machen. Sie erkennen spezifische Merkmale des Eindringlings (Antigene), speichern diese Informationen und rufen sie bei einem erneuten Kontakt wieder ab.
Die Antikörper werden in fünf Klassen unterteilt, die in verschiedenen Bereichen des Körpers spezielle Aufgaben übernehmen:
- IgM
- IgG
- IgA
- IgD
- IgE
IgE-Antikörper sind häufig an allergischen Reaktionen beteiligt, IgG-Antikörper können einen Hinweis auf eine Nahrungsmittelallergie liefern.
Was passiert mit dem Immunsystem bei einer Allergie?
Bei einer Allergie liegt eine Fehlfunktion des Immunsystems vor. Denn es erkennt völlig harmlose Substanzen als Schädlinge und bekämpft sie als solche. So kann es sein, dass Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben fälschlicherweise als Feind eingestuft werden, obwohl sie in Frieden kommen und dem Körper nichts Böses wollen. Warum das bei manchen Menschen so ist, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Fest steht jedoch, dass eine gewisse Veranlagung und verschiedene Risikofaktoren das Auftreten einer Allergie begünstigen können.
Beim ersten Kontakt mit einem Allergen findet die Sensibilisierung statt, die noch symptomfrei abläuft. Das Immunsystem bildet daraufhin Antikörper gegen die als bösartig eingestufte Substanz. Erst beim zweiten Kontakt mit dieser Substanz werden die Abwehrmechanismen wie Schnupfen, Augenjucken und Niesen in Gang gesetzt. Die harmlose Substanz ist jetzt zum Allergieauslöser geworden.
Diese Allergene sind Eiweißstoffe, die zur Freisetzung von Histamin führen. Dieser Vorgang macht sich durchJuckreiz, Niesreiz, Rötungen der Haut und Schwellung der Schleimhäute bemerkbar. Oder anders gesagt: durch z. B. Allergischen Schnupfen oder Hautausschlag, wie ihn Allergiker kennen.
Allergien werden in verschiedene Typen unterteilt. Laut daab (Deutscher Allergie- und Asthmabund) leiden etwa 90 Prozent der Allergiker unter einer Soforttyp-Allergie bei der sich die Symptome sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen bilden. Zu den Soforttyp-Allergien zählen z. B. Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Hausstauballergie, Insektenstichallergie und Nahrungsmittelallergie. Sie lassen sich im Blut durch IgE-Antikörper nachweisen.
Bei einer Kontaktallergie handelt es sich hingegen um eine Spättyp-Allergie, da die Beschwerden erst Tage nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten können.