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Spezifische Immuntherapie (Hypo- oder Desensibilisierung)

Viele Allergiker sehen in der spezifischen Immuntherapie einen Ausweg, um nicht länger unter starken Beschwerden zu leiden. Sie kann schon früh das Leiden von Heuschnupfenpatienten und Hausstauballergikern beenden und die Lebensqualität enorm steigern!

Was ist eine spezifische Immuntherapie?

Die spezifische Immuntherapie, abgekürzt SIT, auch Hypo- oder Desensibilisierung oder AllergieImpfung genannt, ist bisher das einzige Therapieverfahren zur Behandlung von Allergien, das an der Ursache ansetzt. Sie zielt nicht auf die Linderung der Symptome wie allergischer Schnupfen, Augenjucken oder Hautausschlag ab, sondern gewöhnt das fehlgeleitete Immunsystem Schritt für Schritt an den Allergieauslöser, bis es nicht mehr übermäßig darauf reagiert. 

Die spezifische Immuntherapie wird hauptsächlich bei einer allergischen Reaktion des Soforttyps eingesetzt und kann zu einer bedeutenden Verbesserung bis hin zu einer anhaltender Beschwerdefreiheit führen. Dieser Prozess braucht seine Zeit, weshalb sich die Therapie in der Regel über etwa drei Jahre zieht. Sie ist also nicht zur Behandlung von akuten Beschwerden geeignet, kann die Allergie jedoch langfristig lindern.

Wie läuft eine spezifische Immuntherapie ab?

Vor dem Beginn der SIT stellt der behandelnde Arzt durch verschiedene Untersuchungen und einen Allergietest fest, auf welche Allergene der Körper reagiert. Die spezifische Immuntherapie kann anschließend in zwei Formen durchgeführt werden:

  • Subkutane Immuntherapie (SCIT): Bei dieser Form spritzt der Arzt Extrakte mit dem Allergen in niedriger Dosierung direkt unter die Haut des Oberarmes. Die Injektionen werden in regelmäßigen Abständen von vier bis sechs Wochen wiederholt, wobei sich die Allergendosis in der Anfangsphase allmählich erhöht. Ist eine gewisse Erhaltungsdosis erreicht, wird diese über den restlichen Zeitraum (in der Regel 3 Jahre) beibehalten, bis sich die Allergie-Beschwerden bessern.
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Bei der SLIT werden die Allergene in Form von Tropfen oder Tabletten verabreicht, die unter der Zunge im Mund aufgelöst und über die Schleimhäute aufgenommen werden. Hier findet nur die erste Einnahme unter ärztlicher Kontrolle statt, die weitere Behandlung führt der Patient eigenständig zu Hause durch. Wichtig ist die tägliche Einnahme über den Zeitraum von drei Jahren.

Wer sich zu einer SIT entschließt, sollte sich dessen bewusst sein, dass die Erfolge der Therapie nicht gleich nach der ersten Sitzung spürbar sind. Über den Zeitraum von drei Jahren sind mehrere Termine notwendig, um die Sensibilisierung des Immunsystem in kleinen Schritten und mit niedriger Dosierung der Allergene allmählich abzuschwächen. Meist bemerken die Patienten nach einem Jahr eine deutliche Besserung der Allergie.

Was passiert bei einer Hyposensibilisierung?

Durch die regelmäßige Verabreichung der Allergieauslöser soll das Immunsystem an die eigentlich harmlosen Substanzen gewöhnt werden. Dadurch findet eine Art Lernprozess statt, bei dem die Körperabwehr lernen soll, nicht überschießend auf z. B. Pollen oder Staub zu reagieren.

Welche Risiken gibt es bei einer spezifischen Immuntherapie?

Die gezielte Verabreichung von Allergenen, auf die der Körper sonst mit heftigen Symptomen reagiert, kann auch bei sehr geringer Konzentration - wenn auch nur sehr selten - zu Komplikationen führen. Um bei einem evtl. auftretenden anaphylaktischen Schock schnell handeln zu können, sollte die Therapie deshalb immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Möglich sind außerdem Nebenwirkungen wie Hautreaktionen an der Einstichstelle, z.B. Rötungen, Schwellungen und Juckreiz. Ebenfalls kann ein Jucken im Mund oder Kribbeln auf der Zunge auftreten. Am Tag der Injektion fühlen sich manche Patienten etwas abgeschlagen. Die Nebenwirkungen verschwinden jedoch meist nach einem Tag wieder.

Wann ist eine Hyposensibilisierung sinnvoll?

Eine Hyposensibilisierung kann nur durchgeführt werden, wenn die allergieauslösende Substanz eindeutig bekannt ist und ist auch nur bei Soforttyp-Allergien (Typ I) erfolgversprechend. Kontaktallergien, Kreuzallergien und Unverträglichkeiten lassen sich dadurch nicht direkt behandeln. Für Menschen mit einer Insektenstichallergie kann die SIT hingegen lebensrettend sein, da ein Stich alleine schon tödlich sein kann.

Bei einer Pollenallergie und Hausstauballergie verläuft die Hyposensibilisierung ebenfalls in vielen Fällen sehr erfolgreich. Bei einer starken Tierhaarallergie oder Schimmelpilzallergie kann die Therapie zwar durchgeführt werden, allerdings mit etwas geringeren Erfolgschancen.

Die Allergie-Impfung führt oft zu einer dauerhaften Linderung der Symptome, die bei vielen Patienten nach Ende der Therapie sogar ganz ausbleiben. Hat sich Ihr Heuschnupfen in den letzten Jahren immer mehr gesteigert oder kommen ständig neue Allergieauslöser hinzu, sollten Sie mit dem Arzt über die Möglichkeit der spezifischen Immuntherapie sprechen. Dadurch kann ein „Etagenwechsel“ rechtzeitig verhindert werden, bei dem sich die Symptome auf die unteren Atemwege ausbreiten und zum allergischen Asthma werden. Treten hingegen nur leichte Beschwerden durch die Allergenbelastung auf, reicht meist die Behandlung mit Allergie-Medikamenten aus.

Bevor Sie sich für eine Hyposensibilisierung entscheiden, lassen Sie sich von einem Allergologen ausführlich beraten. Er kann am besten sagen, ob die Behandlung in Ihrem individuellen Fall sinnvoll und erfolgsversprechend ist.

Wie hoch sind die Erfolgschancen einer Hyposensibilisierung?

Laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München sind die Erfolgschancen bei Pollenallergie, Insektengiftallergie und Hausstauballergie am höchsten. Ziel der Hyposensibilisierung ist es, die allergische Reaktion möglichst zu reduzieren. Bei vielen Patienten verschwinden die Beschwerden ganz und bleiben dauerhaft aus. Bei anderen lässt sich zumindest eine deutliche Erleichterung der Ausprägung von Heuschnupfen und Co. feststellen, für die weitere Behandlung reichen antiallergische Nasensprays und antiallergische Augentropfen aus.

Wann kommt eine Hyposensibilisierung nicht infrage?

Leider kann nicht jeder Allergiker auf die spezifische Immuntherapie zur Ursachenbekämpfung der Allergie hoffen. Denn bei diesen Grunderkrankungen kommt die SIT möglicherweise nicht infrage:

  • chronische Erkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Immunschwäche
  • Tumore und Krebserkrankungen

Außerdem kann die Therapie nicht durchgeführt werden, wenn die dauerhafte Einnahme von Medikamenten wie BetaBlockern oder Immunsuppressiva notwendig ist.

Hinweis für Schwangere: Während der Schwangerschaft sollte nicht mit der Hyposensibilisierung begonnen werden. Bei Kinderwunsch ist es ratsam, schon vorab damit zu starten, um allergiefrei durch die Schwangerschaft zu kommen.

Wird eine Hyposensibilisierung von der Krankenkasse bezahlt?

Die Kosten einer Hyposensibilisierung werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Um sicher zu gehen, sollten Sie vor Beginn der spezifischen Immuntherapie jedoch bei Ihrer Kasse nachfragen und mit dem Arzt über möglicherweise anfallende Kosten sprechen.